Ob Projektverzögerungen wegen gesperrter Brücken und Straßen, Autobahnbaustellen oder langwierige Genehmigungsverfahren: angesichts der steigenden Herausforderungen, Schwertransporte auf der Straße durchzuführen, sind kluge Lösungen gefragt.
Gemeinsam mit Zehnhoff-Söns bietet BLG LOGISTICS daher seit dem Frühjahr einen monatlichen Binnenschiff-Shuttle von Bonn nach Bremen und Bremerhaven an.
Im sanften Licht des Sonnenaufgangs bietet der Bonner Hafen heute ein besonderes Schauspiel: Logistik kann ganz schön romantisch sein, auch wenn zwei tonnenschwere Straßenfräsen und neun sogenannte Recycler verladen werden.
Zur besonderen Atmosphäre passen die routinierten Handgriffe, mit denen die Fachleute den Kran mit Traverse, Hebebändern und Schäkeln ausrüsten. Was hier so mühelos wirkt, ist das Ergebnis jahrelanger Erfahrung und echten Fingerspitzengefühls. Und so schwebt kurze Zeit später bereits die erste tonnenschwere Maschine über die Kaikante zum Binnenschiff. Dort wird sie nach Anweisung des Schiffsführers gemäß Stauplan exakt positioniert.
Der Shuttle-Service per Binnenschiff gehört für Kraftfahrzeuge schon lange zum Dienstleistungsportfolio von BLG LOGISTICS. Neu ist, dass dieser Service jetzt auch für Projektlogistik angeboten wird.
Seit dem Frühjahr bietet die BLG gemeinsam mit dem Spezialisten für Binnenschifffahrtslogistik Am Zehnhoff-Söns Group aus Bonn Schwertransporte auf dem Wasserweg an.
Ob gesperrte Brücken und Straßen, Autobahnbaustellen oder langwierige Genehmigungsverfahren: die Infrastruktur auf deutschen Straßen stößt zunehmend an ihre Grenzen. Immer mehr Nadelöhre müssen bewältigt werden. „Die schwierigen Bedingungen auf der Straße erfordern kluge Lösungen. Gemeinsam mit Am Zehnhoff-Söns eröffnen wir mit unserem regelmäßigen Shuttledienst für Schwerlast für unsere Kunden daher jetzt auf den Wasserstraßen neue Wege“, berichtet Victoria Prokopp, Leiterin Vertrieb High & Heavy bei der BLG.
Das Transportkonzept per Binnenschiff eignet sich nicht nur für Projektladung, sondern ist auch für selbstfahrende High&Heavy-Transporte und Container geeignet. Ladehafen ist Bonn. Löschhafen des derzeit immer Anfang des Monats verkehrenden Binnenschiffs sind die BLG-Terminals in Bremen und Bremerhaven. Bei Bedarf können sämtliche Schwergut-Terminals entlang der Route am Rhein wie etwa Krefeld und Duisburg oder weitere Häfen entlang des Rhein-Herne-Kanals, des Dortmund-Ems-Kanals, des Mittellandkanals und der Mittelweser bedient werden. Auch die Mitnahme von Rückladung ist möglich. „Das geht an jeder Ladestelle mit den entsprechenden Krananlagen“, berichtet Thomas Keppelstraß, Manager Project Cargo, Sales Conventional bei Am Zehnhoff-Söns International Logistic Services in Bonn.

Der Schwergut-Shuttle mit seinen 60 bis 73 Meter langen Binnenschiffen ist dabei für alle Arten von Maschinen, Großraum- und Schwerlastprojekten geeignet. „Möglich sind sämtliche Anlagen- und Maschinenteile, die ins Schiff gehoben werden können“, unterstreicht Victoria Prokopp „etwa Maschinen und Anlagen sowie Container.“ „Maßgeblich sind der jeweilige Laderaum und eine maximale Höhe von vier Metern aufgrund der Brücken auf dem Weg nach Bremerhaven“, erläutert Keppelstraß. „Die Gewichtsbegrenzung liegt in erster Linie an der Hubkraft des vorhandenen Hafenkrans. Mit dem Einsatz von Mobilkranen lassen sich jedoch auch Lasten von bis zu 200 Tonnen problemlos umschlagen.“
So standardisiert wie bei Containern sind die Abläufe in der Projektlogistik damit zwar nicht. „Ausreichend sind ein bis zwei Wochen Vorlaufzeit“, so Prokopp. „Wir benötigen zur Planung die genaue Anzahl an Maschinen mit Abmessungen; das Gewicht spielt hier eher die untergeordnete Rolle“, erklärt Keppelstraß. Zur Aufgabe der Spezialisten bei Am Zehnhoff-Söns gehört dann etwa, die Art der benötigten Krananlagen sowie Anschlagmittel zu berechnen und eine effektive Nutzung des Laderaums zu ermitteln. Und genau das macht es für die Experten auch spannend und bringt sie nicht aus der Ruhe: „Den Maschinentyp Kompaktfräse, den wir hier in Bonn erstmals umgeschlagen haben, kannte ich bis dato nur aus technischen Zeichnungen“, berichtet Keppelstraß. „Diese haben nur drei statt vier Anschlagpunkte, sodass wir hier kurz das Hebegeschirr am Kran umbauen mussten.“
Außerdem wird die Straßeninfrastruktur nicht belastet.
Der Shuttle, der preisgleich oder günstiger ist, richtet sich sowohl an Kunden mit regelmäßiger Ladung als auch Kunden im Projektgeschäft. Die brauchen dadurch weniger aufwändige Genehmigungsverfahren für Schwertransporte und müssen sich nicht um die bis zu drei Begleitfahrzeuge kümmern müssen und dadurch nicht zu Staus auf den Straßen beitragen. Zwar braucht das Binnenschiff im Durchschnitt sechs Tage für die Strecke und damit zwei bis drei Tage länger als ein Lkw. Dafür sind die Transporte planbarer und die Abfahrtstermine der Schiffe in den Seehäfen können besser eingehalten werden.

Zu den Kunden zählen neben Herstellern, auch Spediteure und Reeder. Nun ist auch die BLG in die Vermarktung eingestiegen. „Die ersten Reaktionen sind sehr positiv“, freut sich Victoria Prokopp. Die derzeit größte Herausforderung sei es, den Shuttle nun regelmäßig mit der Ladung mehrerer Kunden zu füllen. Was geplant ist, wenn die Nachfrage steigt, weiß Prokopp bereits: „Dann verdoppeln wir die Frequenz auf zweimal monatlich.“ Das schöne Schauspiel ist demnächst also noch öfter zu beobachten.